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LESEPROBE!

 

Die Angst des Singles vor dem Sonntag 

Neben mir erinnern sich bestimmt auch viele an die Zeit, in der der Sonntag sich dann wirklich zu einem Albtraum mutierte. Stichwort: Bundeswehr, im Volksmund gerne Barras genannt. Ja diese Zeit gab es einmal.

Junge Männer, im besten Alter wurden um das 18te Lebensjahr einberufen und wenn für tauglich befunden, bekamen sie kurzer Hand einen Einberufungsbefehl. Der Einsatzort lag in den meisten Fällen recht weit entfernt vom Wohnort. System? Bedingt durch den Einsatz in der Woche stellte sich das Wochenende im Allgemeinen und im Besonderen wie folgt dar:

Freitags abends kam der Junge, der Bub oder mein „Männe“ vom Barras heim. Im Gepäck häufig streng riechende Wäsche. Den meisten Wehrpflichtigen wurde nämlich die Mär verkündet, dass bei der Bundeswehr ganze Spintladungen an Wäsche so mir nichts dir nichts verschwinden und niemand wollte doch beim Montagmorgenappel ohne strahlend sauberer Uniform vor dem Spieß stehen.

Also durfte Mama oder in einigen wenigen Fällen die Freundin die Maschinen anschmeißen, damit bis Sonntag alles sauber und vor allem trocken war. Trockner hatte nun mal nicht jeder! Der Abend wurde dann mit den Wochenberichten gefüllt. Wer hat wen in die Pfanne gehauen, wo durfte wer als Held in Erscheinung treten und welche Tricks kannte man mittlerweile, um den „Sanni“, sprich Kompaniearzt, von körperlichen Gebrechen überzeugen zu können, um Gewaltmärsche und sonstigen unangenehmen, aber barrastypischen, Zeitvertreiben zu entgehen. Die Zuhörer waren immer ganz gespannt. Nach spätestens der Halbzeit oder auch Bergfest genannt, kannte der kleine Bruder nicht nur alle Dienstgrade, sondern auch diese ganzen Kniffe.

Samstags wurde dann erst mal ausgeschlafen, um dann das eventuell vorhandene Moped oder manchmal sogar das Auto zu schrubben oder zu reparieren. Manch einer hatte auch die Möglichkeit, sich ein paar Mark dazu zu verdienen. Ab drei Uhr wurde die dann Bundesliga gehört und später dann auch geschaut. Das Gehörte bzw. Gesehene wurde danach mit seinen Kumpels in der Kneipe lautstark mit Bier in rauchgeschwängerter Luft wie Vollbluttrainer mit mehr oder minder Fachwissen  diskutiert. Das endete nicht selten auch mit kleinen Blessuren. Da es noch keine Play Station gab und das Fernsehprogramm um kurz nach zwölf außer einem wilden Testbild nichts mehr bot, blieb nur noch das Bett; mit oder ohne Füllung!

Wenn der Sonntag mit einem ausgiebigen Frühstück begann und die nahezu trockene Wäsche ihren Weg zurückfand in die Sporttasche oder den Seesack, warfen die unangenehmen Seiten des Sonntags schon ihre Schatten in die Wohnküche! Scheiß Sonntag! Was will man denn noch groß unternehmen, wenn um 15:00 der Zug am Bahnhof nicht auf dich wartet und wenn du denn verpennst, haste morgen beim Antritt Erklärungsnöte. Also, Füße still halten. Vielleicht noch kurz bei Oma einen Heiermann abgreifen, klamm waren die meisten immer, einmal mit der Freundin noch um den „Pudding“, aber dann wird´s auch Zeit. Bohrende Fragen seitens der Eltern, ob denn auch alles soweit in Ordnung sei und ob man nicht doch lieber Limonade und ein Leberwurstbrot an Stelle der drei Flaschen  oder Dosen Bier mitnehmen wolle, konnten den Spurt zum Bahnhof enorm beschleunigen.

Dort angekommen sah man die Roten, die still und eher scheu sich meistens weit weg aufhielten, das Gros der gemeinen Wehrpflichtigen und, natürlich: RESERVE!!! Junge Bürger in Uniform, die nur noch 90 Tage und weniger hatten und das, mit kräftiger Unterstützung von Alkohol, lautstark durch die Bahnhofshallen brüllten! Scheiß Sonntag!

 

 

 

 

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