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Leseprobe:

 

„Außem Kohlenkeller“

 

Es waren ziemlich genau 12 Jahre, 30 Tage und ca. 12 Stunden nach der Kapitulation der Deutschen gegenüber den Alliierten und somit nach dem zweiten Weltkrieg, als ich im Krankenhaus in Essen-Holsterhausen das Licht der Welt in Form einer Leuchtstoffröhre erblickte.

Alles darüber erzählte mir meine Mutter später, weshalb ich nur dies wiedergeben kann, fehlen mir doch verständlicher Weise die Erinnerungen. Etwa so soll es sich zugetragen haben: Meine Mutter begab sich hochschwanger von Essen- Seegeroth aus mit einer Straßenbahn direkt zum Krankenhaus, denn sie glaubte, dass es bald soweit sei, hatte sie doch schon zwei Geburten hinter sich.

Nun muss man sich vorstellen, dass die Straßenbahnen zu dieser Zeit nicht dem heutigen Komfort entsprachen und nur stark ruckelnd und in den Kurven kreischend die Fahrgäste auf Holzbänken relativ unsanft durch die Stadt kutschierten. Am Klinikum, so wurde die heutige Universitätsklinik Essen damals genannt, ging meine Mutter zur Aufnahme, wo die Schwester den Ernst der Lage blitzschnell erkannte und nur noch durch die Hallen rief: „Kreissaal frei …. Kreissaal frei ….!“ Mehr wusste meine Mutter kaum noch; sie brach zusammen. 

Wieder zurück im Leben begann mein Lebenslauf mit gleich zwei Bemerkungen, so meine Mutter, die mein Leben prägen würden. Zunächst kam die Jungschwester mit mir auf dem Arm ins Zimmer zu meiner Mutter und rief voller Entzücken aus: „Frau Krüger, es ist ein Sohn!“ Worauf die Hebamme hinter ihr raunte: „Sei doch ruhig; die hat doch schon zwei Jungen!“ Diese errötete darauf wohl, so meine Mutter, aber die Krönung kam in Gestalt der entbindenden Ärztin unmittelbar danach! Diese Ärztin sagte zu meiner Mutter in sehr sensibler Weise, begleitend in der Bewegung, mich zum ersten Mal in den Arm meiner Mutter legen zu wollen, die Worte: „ Na ja, hübsch ist er nicht, aber kerngesund!“ Nun wurde meine Mutter rot, aber weniger aus Verlegenheit!

 

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